Aus heutiger Sicht der Forschung geht man einerseits von einer angeborenen Hochsensibilität und andererseits von einer erworbenen Hochsensibilität wegen Traumatisierungen, lang anhaltendem Stress und schwierigen Lebensbedingungen aus.
Diese Menschen mussten sehr feine Antennen entwickeln, meistens in der frühen Kindheit, um besser Gefahren zu wittern und sich in Sicherheit zu bringen, wenn z.B. der Alkoholiker-Vater wieder zuschlagen wollte.
Hochsensible Menschen finden kreative Lebenswege, mit ihren Eigenarten gut auszukommen. Manche eher sachlich-intellektuell orientierte Menschen fokussieren sich vollkommen auf ein Lebensgebiet (wie Professoren auf ein Wissensgebiet), um sich eher mit Sachverhalten als mit sich selbst beschäftigen zu müssen.
Oder viele davon werden Künstler und schaffen über ihren kreativen Ausdruck einen guten Abstand und doch eine Nähe zu ihren Lebensthemen. Leiden kann zum Ausdruck – und dadurch zur Erlösung – werden und so eine geeignete Plattform für die Diskrepanz zwischen der eigenen Sensibilität und der „rauen Welt“ bieten.
Was wäre die Kunst ohne Leiden?
Im sozialen Bereich findet man auch viele übermäßig emphatische Menschen, die laufend über ihre Grenzen gehen, um dann zusammenzubrechen. Ein „Helfersyndrom“ ist recht anstrengend, sobald die Bestätigung und Dankbarkeit der anderen ausbleibt. Spätestens da wird erkannt, dass die Welt des Helfens auch keine heile Welt von „Gutmenschen“ ist, in der man immer die ersehnte Bestätigung bekommt.
Hochsensible Menschen besitzen eine erhöhte Verletzlichkeit, die sie kompensieren müssen.
Es ist eine schwierige Aufgabe, die eigenen Grenzen erst kennenzulernen und dann dafür zu sorgen, dass sie auch eingehalten werden. Die Interaktionen mit ihren Mitmenschen deuten nicht immer auf einen sensiblen Menschen hin, denn manchmal werden sogar Reaktionen gezeigt, die man nicht sensiblen Menschen zuschreiben würde wie: auffällige Leidenschaftlichkeit bis zu radikalen Reaktionen, Jähzorn, Wut, sofort mit einem Pfeil zurückschießen um den anderen zu verletzen, nicht zuhören können, immer bereit zu sein, sich gegen vermeintliche Angriffe zu verteidigen und zu streiten usw.
Manchmal handelt es sich um Menschen, die in der Tiefe unbearbeitete Verletzungen in sich tragen, mit denen sie sich gar nicht befassen wollen, weil sie das nicht können.
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