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SODBRENNEN, REFLUX: ZU WENIG MAGENSÄURE? WARUM ZU WENIG MAGENSÄURE KRANK MACHT

Wenn Menschen psychisch etwas nicht verarbeiten können, dann läuft die körperliche Verdauung meist auch nicht gut. Da in meine Praxis – in der ich Menschen ganzheitlich betrachte – Menschen kommen, die Ereignisse psychisch nicht verarbeiten können und viele davon über Verdauungsbeschwerden berichten, ist es für mich an der Zeit, etwas über die Verdauung und den Magen zu schreiben:


Menschen mit Sodbrennen leiden möglicherweise unter einem Magensäuremangel!



Diese Behauptung klingt auf den ersten Blick unlogisch, auf den zweiten Blick aber nicht mehr. Schauen wir uns die Erklärung an:

Ein Magen mit zu wenig produzierter Säure muss sich stark bemühen, um den gesamten Speisebrei effektiv mit der vorhandenen kleinen Säuremenge vermischen zu können. Dazu benötigt er Zeit und heftige Kontraktionsbewegungen.Der Speisebrei liegt also lange im Magen. Das fördert die Gärprozesse, wobei wiederum Säuren entstehen. Gleichzeitig versucht der Magen mit Hilfe von recht kräftigen Muskelkontraktionen (von unten nach oben drückend) den Speisebrei mit der vorhandenen, kleinen Magensäuremenge zu vermischen.Dadurch passiert immer wieder, dass Teile des Speisebreies, der jetzt Säuren enthält, in die Speiseröhre gedrückt werden und dort ein brennendes Gefühl hinterlassen. Diese übermäßig starken Magenwandkontraktionen können so heftig sein, dass der Ringmuskel immer wieder aufgedrückt wird. Klingt irgendwie logisch.


Magensäure ist chemisch betrachtet Salzsäure (HCl), deren Aufgabe es ist, unsere Nahrung in winzige Einzelteile zu zerlegen. Magensaft enthält aber unter anderem noch Wasser, Pepsin, Muzine und Bikarbonat. Der pH-Wert des Magensafts liegt zwischen 1,0 und 1,5, also ziemlich sauer! Die Salzsäure wird in den Belegzellen der Mucosa des Magens produziert. Dank unserer schützenden Magenschleimhaut verdauen wir aber nicht uns selbst, sondern nur das, was wir essen. Die Magensäure gilt als hilfreiche Säurepforte zu unserem Verdauungstrakt und ihre Aufgabe ist es auch noch, alles abzutöten, was in unserem Organismus nichts zu suchen hat. Durch den Magen sollte nichts in den Dünndarm gelangen, was dort Unheil anrichten kann wie: nicht „vorverdaute“ Nahrungsreste, Bakterien, Parasiten usw. Ist nicht genug Magensäure vorhanden, fehlt das Signal zur Ausschüttung von Pepsin, was dazu führt, dass die Proteine aus der Nahrung nicht ausreichend oder gar nicht aufgespalten werden können.

Ähnlich wie der Speichel im Mund – der den ersten Schritt der Verdauung darstellt – ist genügend Magensäure eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde Verdauung. Sind nicht genügend Magensäure und Verdauungsenzyme vorhanden, kann die Nahrung nicht richtig „aufgebrochen“ werden, somit können weder Eiweiß, noch Kohlenhydrate oder Fette gut verdaut werden.



Leider verfügen immer weniger Menschen über eine ausreichende Magensäureproduktion.Die Folgen von zu wenig Magensäure sind u.a.:

-Sodbrennen und Reflux – die Ursache dafür ist eher selten zu viel Magensäure!-Blähungen, Übelkeit (unverdautes Essen fault im Darm)-Durchfall oder Verstopfungen (Darmfehlbesiedelungen können fatale Auswirkungen haben.)-Nahrungsmittelunverträglichkeiten, schlechte Verträglichkeit von eiweißreichen Nahrungsmitteln und/oder grünem Gemüse-Erschöpfung, Energielosigkeit-Hautkrankheiten wie Rosacea, Akne oder Ekzeme-Vitaminmangel (B12, B6, und Eisen…)-Asthma-Zöliakie, Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn-Histaminintoleranz-Osteoporose.


Eine unzureichende Verdauung von Eiweiß kann auch zu einem Mangel an essentiellen Aminosäuren führen, wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass Depressionen und Schlafstörungenentstehen, erhöht wird. Wenn man bedenkt, dass Proteine, also Eiweiße, in nahezu allen natürlichen Lebensmitteln vorkommen wie in Nahrungsmitteln tierischer Herkunft, Nüssen, grünen Gemüsesorten, Hülsenfrüchten, usw., gewinnt die Reichweite durch die Abfolge von Reaktionen oder Einzelschritten in unserem Stoffwechselweg noch mehr an Bedeutung.

Unverdautes Essen rutscht hinunter, „fault“ im Darm und kann Blähungen, Sodbrennen und sonstige Verdauungsbeschwerden verursachen. In Kombination mit einem durchlässigen Darm – einem sogenannten „leaky gut“ – bewirkt das eine ständige Aktivierung des Immunsystems (weil Nahrungsrestepartikel, Bakterien, Pilze, etc. ungehindert durch die durchlässigen Darmwände in die Blutbahn geraten) und die permanente Reizung des Immunsystems kann so zu zahlreichen Nahrungsmittelunverträglichkeiten führen. Die Auswirkungen auf den gesamten Körper sind fatal. Alles, was wir selbst nicht verdauen, dient als willkommenes Futter für unsere Bakterien. Das kann eine Fehlbesiedelung des Darmes, die Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfälle bewirkt, und eine zusätzliche Arbeit für unser Immunsystem bedeuten.

Die Aufgabe der Magensäure und der Verdauungsenzyme ist es, die Nahrung aufzuspalten und Nährstoffe für die Absorption verfügbar zu machen. Gelingt dies nicht, ist die Aufnahme von bestimmten Mineralstoffen und Vitaminen gestört. Zu den Nährstoffen, die in diesem Fall schlecht aufgenommen werden können, gehören Vitamin B12, Chrom, Selen (Achtung Schilddrüse!), Kupfer, Mangan, Magnesium, Kalzium und Zink.

Eine verminderte Produktion von Magensäure kann individuell unterschiedliche Ursachen haben. Deshalb sollte ein Gastroenterologe im Rahmen einer Magenspiegelung eine gesicherte Diagnose stellen.

Zu den gängigsten Ursachen einer verminderten Produktion von Magensäure zählt dieInfektion mit Helicobacter pylori. Helicobacter pylori ist weltweit stark verbreitet und unterdrückt die Produktion von Magensäure als Überlebensstrategie. Fast jeder dritte trägt es in sich, wobei die Meisten davon nichts merken. Dieses Bakterium wird jedoch in engen Zusammenhang gebracht mit Gastritis Typ B, einer Magenschleimhautentzündung, durch die die Produktion von Magensäure verringert wird. Helicobacter pylori siedelt sich gerne direkt unter der Magenschleimhaut an und produziert zu seinem eigenen Schutz das Enzym Urease. Mit dessen Hilfe bildet es Ammoniak, das die Magensäure neutralisiert. Gleichzeitig kann aber Ammoniak leider die Magenschleimhaut durch eine Entzündung schädigen. Das Ergebnis: Gastritis Typ B. Nicht jede Infektion mit Helocobachter pylori muss aber zwangsläufig zu einer Erkrankung führen. Dieses Bakterium verursacht des Öfteren gar keine Beschwerden.



Antazida (Maaloxan, Ancid, Talcit, Rennie, etc.) sind basische Trägermaterialien, die die Magensäure neutralisieren. Sie wirken symptomatisch und sollten nur in Ausnahmefällen und bei akut auftretenden Beschwerden eingenommen werden, da die Wirkung bald nachlässt, aber die Ursprungsproblematik verstärkt wird, weil die vorhandene Säure absorbiert wird.

Die Langzeitnutzung von Protonenpumpenhemmern (z.B. Omeprazol und Pantoprazol) führt auch zu einer Reduktion der Magensäureproduktion. Protonenpumpenhemmer werden bei Reflux und Sodbrennen leider häufig eingesetzt und verursachen langfristig als Kettenreaktionen schwere Verdauungsprobleme! Das Problem bei Protonenpumpenhemmern ist, dass sie durch den Anstieg des pH-Wertes im Magen (Richtung basisch) die Funktion des Magens als Säurepforte zum Darm ausschalten. Das bewirkt, dass Bakterien und Keime nicht mehr richtig abgetötet werden können. Dadurch entstehen zusätzliche Probleme über den Verzehr von Keimen auf Lebensmitteln, wie zum Beispiel Salat, ungewaschenem Obst oder Sushi. Protonenpumpenhemmer sind ein Milliardengeschäft. Sie gehören zu jenen Medikamenten, die weltweit am häufigsten eingenommen werden! Die Langzeitwirkung ist nicht auszurechnen.

Nun könnte es sein, dass Sie längst Protonenpumpenhemmer gegen Ihr Sodbrennen und Ihre Magenbeschwerden einnehmen, die Ihre Belegzellen in der Magenschleimhaut daran hindern, Magensäure zu bilden.Es wäre auch möglich, dass Sie aufgrund dieses Artikels ihre Medikamente lieber jetzt als später absetzen möchten. Das sollten Sie bitte auf keinen Fall tun! Protonenpumpenhemmer führen nämlich zu einer Abhängigkeit, wodurch es zu Entzugserscheinungen kommt, wenn man die Medikamente plötzlich absetzt.Wie bereits beschrieben, Protonenpumpenhemmers Aufgabe ist die Magensäureproduktion zu hemmen. Der Magen will aber nach wie vor viel Magensäure produzieren. Wenn der Magen nun feststellt, dass keine Magensäure da ist, dann wird von den Zellen am Mageneingang das Hormon Gastrin ausgeschüttet, das die Belegzellen zur Magensäureproduktion anregt.Falls über eine längere Zeit Protonenpumpenhemmer genommen wurden, dann wird immer mehr Gastrin ausgeschüttet, weil die Belegzellen – aufgrund der blockierenden Wirkung – gar nicht oder eben wenig reagieren können.Lässt man nun plötzlich die Protonenpumpenhemmer weg, dann wird – entsprechend der inzwischen relativ großen Menge an Gastrin auch eine große Menge an Magensäure produziert. Es ist jetzt verständlich, warum man extreme Beschwerden mit Reflux und Sodbrennen bekommen kann.Daher kommen viele Menschen von ihren Protonenpumpenhemmern so schlecht weg.Protonenpumpenhemmer sollten besonders wenn sie lange eingenommen wurden, nur langsam abgesetzt werden.


Die Produktion von Magensäure und Verdauungsenzymen sowie auch die Funktion der Verschlussklappe zwischen Magen und Speiseröhre lassen mit fortschreitendem Alter nach. Übergewicht spielt dabei oft eine Rolle. Wie bei allen Zellen und Organen des Körpers lässt die Produktivität der Zellen mit steigendem Alter nach. Besonders ab 50 Jahren können gehäuft Symptome auftreten und deshalb eine regelmäßige Supplementierung sinnvoll sein.Eine jahrzehntelange chronische Übersäuerung des Körpergewebes (Massentierzucht Fleisch, täglicher Brotkonsum, Zucker in egal welcher Form, Alkohol, Milchprodukte, industriell verarbeitete Lebensmittel, etc.) kann nicht nur zu einem Magensäureüberschuss, sondern auch zu einem Magensäuremangel führen. Die latente Übersäuerung erschöpft die Belegzellen – die in all der Zeit Natriumhydrogencarbonat als Puffersubstanz bilden – so, dass diese irgendwann nur noch eingeschränkt funktionsfähig sind und nur noch wenig Magensäure bilden können.Allerdings lässt sich ein Magensäuremangel längst nicht nur bei Menschen über 50 beobachten. Auch jüngere Menschen leiden – ernährungsbedingt – unentdeckt unter einem Magensäuremangel.

Um die körpereigene Magensäureproduktion auf natürlichem Wege anzuregen, ist es richtig, die Ernährung mit Lebensmitteln zu ergänzen, die aufgrund ihrer Inhaltsstoffe die Sekretion von Verdauungssäften positiv beeinflussen. Dazu gehören vor allem Lebensmittel, die bitter schmecken. Bitterstoffe sind gewiss nicht jedermanns Sache, aber man gewöhnt sich daran.

Folgende bittere Lebensmittel eigenen sich gut vor dem Hauptgericht um die Magensäureproduktion anzuregen: bitter schmeckende Salate, wie Rucola, Löwenzahn, Endiviensalat, Frisée, Chicorée und Radicchio. Und wenn man als Dressing den Salat mit Zitronen- oder Grapefruit- oder Ananassaft und einem kleinen Schuss Essig abschmeckt, hat man schon halb gewonnen.Auch ein Glas Wasser mit einer halben ausgepressten Zitrone vor dem Essen oder ein Teelöffel Apfelessig in Wasser aufgelöst (evtl. ein wenig Honig dazu) leisten der Verdauung gute Hilfe.


Gerichte sollten regelmäßig mit frischen Kräutern wie Majoran, Basilikum, Petersilie, Rosmarin, Thymian, Salbei und Lorbeer sowie Gewürzen wie frisch gemahlenem Pfeffer oder Chili, Kurkuma, Safran, Muskat, Kümmel und Ingwer zubereitet werden.


Milchsauer vergorene Säfte wie Sauerkrautsaft oder Sauerkraut direkt gegessen hat unzählige positive Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt.

Ein anderer Weg, zu wenig Magensäure zu ersetzen, ist, diese in Form von HCl-Kapseln einzunehmen. HCl sollte nach Möglichkeit immer in Kombination mit Pepsin genutzt werden. Das ist auf die Annahme zurückzuführen, dass ein Magen, der nicht genug Magensäure produziert, auch nicht genug Pepsin für die Eiweißverdauung ausschütten wird. Zwar sind die Kapseln in der Apotheke oder im Internet frei erhältlich, man sollte diese aber erst nach einer fundierten ärztlichen Diagnose einnehmen, besonders bei Menschen, die unter einer Gastritis leiden und deren Magenschleimhaut (unter Umständen) nicht dick genug ist, um HCl gut zu vertragen. In diesen Fällen kann es zu schwerwiegenden Problemen führen. Vegetarische Verdauungsenzyme aus z.B.: Bromelain, Papain, Amylase, usw. leisten auch eine gute Abhilfe.

Im Allgemeinen sind HCl+Pepsin und Verdauungsenzym-Kapseln aber gut verträglich. Die Dosis der Kapseln wird im Normalfall schrittweise erhöht, bis die gewünschte Wirkung einsetzt. Eine Einnahmedauer von etwa 3 Monaten kann die eigene Magensäureproduktion bei einer gleichzeitigen Umstellung der Lebens-, Bewegungs-, und Essgewohnheiten wieder soweit herstellen, dass auf die Supplementierung der Magensäure wieder verzichtet werden kann.

Wichtig wäre, noch folgende Tipps zu beherzigen:-Nehmen Sie bitte Zeit für Ihre Mahlzeiten!-Kauen Sie jeden Bissen gründlich!-Nahrung mit weicher oder flüssiger Konsistenz sollte man länger im Mund behalten, damit sich der Brei gut mit Speichel vermischen kann.-Essen Sie erst, wenn Sie hungrig sind.-Essen Sie nicht zu heiß und nicht zu kalt! Der Magen kann die Nahrung erst optimal verarbeiten, wenn diese Körpertemperatur hat.-Trinken Sie nichts zum Essen. Trinken Sie eine Stunde vor dem Essen und wieder erst eine Stunde nach dem Essen, da Getränke Magensäure noch weiter verdünnen und die Verdauungsleistung herabsetzen.Apfelessig oder Zitrone können wunderbar helfen indem dreimal täglich ein Esslöffel davon in einem Glas Wasser aufgelöst (und eventuell mit ein wenig Honig) getrunken wird.

Führen Sie mit Ihrem Arzt abgesprochen eine Darmsanierung durch!Eine Darmsanierung sollte neben einer Nahrungsmittelliste mindestens drei Komponenten beinhalten:•Zeolith oder Bentonit – diese binden und saugen im Organismus Gifte verschiedener Art auf, um sie mit dem Stuhl auszuscheiden.•Flohsamenschalenpulver – erhöht die Darminhaltmenge und somit die Darmperistaltik und kann (natürlich mit viel Flüssigkeit eingenommen) eine mögliche Verstopfung beheben.•Probiotikum – ein qualitativ hochwertiges Probiotikum kann gemeinsam mit einem Präbiotikum die Verdauungstätigkeit regulieren und Darmfehlbesiedelung aufheben.


Mehrgängige Menüs sind ein Feind Ihres Magens. Ihr Magen mag kunterbunte Mischungen aus vielen verschiedenen Nahrungsmitteln gar nicht. Essen Sie lieber einfach wie Gemüse mit Kräutern, Meersalz, und ein hochwertiges Öl dazu. Dazu vielleicht noch Buchweizen, Reis oder hochwertiges Bio-Fleisch oder Fisch. In einem Paleo-Kochbuch werden Sie bestimmt fündig.


Gewöhnen Sie sich Desserts aller Art ab. Zucker macht nicht nur süchtig und Ihren pH-Wert saurer: er ist ein Gift. Schon allein die Berücksichtigung dieses Tipps wird Ihren Gesundheitszustand gleich um mehrere Punkte verbessern.


Fazit: Eine gute Verdauung und die Aufnahme von Nährstoffen sind von einer ausreichenden Magensäureproduktion und Verdauungsenzymen abhängig. Wird nicht genug Magensäure produziert, kann das zu Nährstoffmängeln und in weiterer Folge zu chronischen Erkrankungen führen. Eine niedrige Magensäureproduktion kann durch das Zulassen von Keimen, Bakterien und Viren den Weg in den Darmtrakt erleichtern, wodurch Infektionen, Darmfehlbesiedlungen und Immunreaktionen begünstigt werden.


Eine Ergänzung der Ernährung mit Bitterstoffen und eine Supplementierung mit HCl + Pepsin und Verdauungsenzymen können die Ursachen einer zu geringen Magensäureproduktion und einer unzureichenden Verdauung lindern.

1. Herbert Renz-Polster, Steffen Krautzig: Basislehrbuch Innere Medizin. Elsevier, 2008, S. 559, S. 576, S. 585.

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